Review: Stigmata

Stigmata von Dark Maze war eines der Erlebnisse auf unserem ersten Athen Trip, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Aber es war auch eines der Erlebnisse vor dem ich – neben Lethal Decision – nervös war. Mir wurde vorher von echtem Horror erzählt. Von Tränen, Schreien und Abbrüchen des Spiels. Die Anspannung war demnach hoch und ich war gespannt, was uns so erwarten würde. Nachdem wir pünktlich angekommen waren, öffneten wir die Tür und was uns da erwartete, war außergewöhnlich.
Erster Eindruck
Bevor es dann losging, mussten wir noch ein wenig vor der Tür warten. Denn die Gruppe vor uns hatte etwas überzogen. Das führte dazu, dass wir schon vor dem eigentlichen Spiel von einer lauten Kulisse und Schreien empfangen wurden. Da das Ganze ziemlich imposant war, diskutierten wir schon fleißig darüber, was uns erwarten würde. Auf jeden Fall würde es eindrucksvoll werden.
Dann konnte es endlich losgehen und wir traten ein. Was uns danach erwartete, hat mich persönlich total begeistert. Keinerlei Anzeichen, dass wir einen Escaperoom betreten haben. Auch nicht, dass wir gerade noch in einer belebten Gegend von Athen standen. Ganz im Gegenteil. Wir waren sofort mitten in der Story und durften in Rolle mit einem Schauspieler interagieren. Wir fühlten uns wie in die Vergangenheit zurückversetzt und es kam ein wenig das „Dracula“-Feeling auf. Alles, vom Gepäck verpacken, über den üblichen Toilettengang bis hin zur Transition zur nächsten Location, war perfekt. Einzig das Starträtsel war uns zu einseitig und etwas ausdauernd, aber da kann man schnell drüber hinwegsehen.
Für mich bietet Stigmata einen der besten Starts aller Escaperooms, die ich bisher gespielt habe. Die Atmosphäre, die Interaktionen mit Schauspielern und das gesamte Setting sind nahezu perfekt. Großes Kompliment an Dark Maze, die hier etwas Besonderes auf die Beine gestellt haben.
Setting, Atmosphäre und Immersion
Im Gegensatz zu vielen anderen Horror Erlebnissen in Athen, bietet Stigmata eine hochwertige Kulisse, die detailreich ist und bei der man sich Mühe gemacht hat, die Immersion nicht nur durch Schauspiel und Atmosphäre herzustellen. Neben dem grandiosen Start ist auch das anschließende Haus realistisch gestaltet und man darf sich auf ein abwechslungsreiches Setting freuen. Es gelingt von Anfang an eine hohe Immersion aufzubauen. Wir fühlten uns jederzeit, als wären wir direkt in dieser Situation. Mir persönlich hat die erste Transition sehr gut gefallen. Ich fand alle Räume passend und das ganze Setting sehr immersiv.
Scarefaktor und Intensität
Stigmata bietet alles, was für einen hohen Scarefaktor benötigt wird. Einige gelungene Jumpscares, eine unheimliche Atmosphäre, gruselige Schauspieler und insbesondere heftige Isolationsmomente. Zusätzlich gibt es immer wieder Abschnitte, in denen man genau weiß, dass gleich was passieren wird und sich deswegen nicht traut weiterzugehen. Den reinen Scarefaktor würde ich hier mit am höchsten von allen Räumen bewerten, die ich bisher kennengelernt habe. Ich möchte trotzdem darauf hinweisen, dass ich nicht nur die reine Angst meine, sondern insbesondere die Atmosphäre.
Die Intensität ist fast die ganze Zeit sehr hoch. Und zwar dadurch, dass man oft weiß, dass bald was passieren wird und, dass man sich nie vor Jumpscares schützen kann. Insgesamt mit die höchste Intensität, die ich in dieser Art von Horrorräumen kenne. Ich kann inzwischen verstehen, warum ich viele Berichte gehört habe, bei denen der Raum als sehr angsteinflößend beschrieben wurde.
Schauspiel
Wie bei den meisten immersiven Abenteuern in Athen, zeigt auch Stigmata, wie viel gutes Schauspiel ausmacht. Sowohl unser Kontakt als auch die Geistererscheinung haben ihre Rollen perfekt gespielt und uns nicht nur einmal den kalten Schweiß den Rücken hinunter laufen lassen. Die Jumpscares waren gut getimed und im Gegensatz zu dem ein oder anderen Raum, hielt sich das Geschreie in Grenzen. Dadurch ergab sich, dass mehr mit der Angst vor dem eigentlichen Ereignis gespielt wurde, als mit dem Moment selber. Ich erinnere mich hier an einen Isolationsmoment relativ am Ende des Spiels, den ich als einen der unheimlichsten Momente des ganzen Athen Trips empfunden habe. Insgesamt sehr gute Leistungen von allen Beteiligten, viel besser kann man es nicht machen.
Rätsel
Die Rätsel haben insgesamt kein hohes Schwierigkeitslevel, was bei dem Scarefaktor und der Intensität richtig war. Man hat nicht genügend Ruhe, um sich Gedanken über irgendwelche Aufgaben zu machen. Zu sehr sitzt einem die Angst im Nacken. Die meisten Rätsel basieren eher auf Suchen- oder Zählen-Aufgaben. Insgesamt gibt es keine total kreativen oder überraschenden Rätsel, was aber bei einem solchen Erlebnis nicht notwendig ist. Alle Rätsel waren passend zur jeweiligen Situation und es gab keinen einzigen Moment, an dem wir nicht weiter wussten.
Story
Was mich am meisten an Stigmata beeindruckt hat, war die gut durchdachte Story mit einem wunderbaren Twist am Ende. Von Anfang an kamen wir der „echten“ Geschichte immer mehr auf den Grund. Insbesondere die Auflösung mit einem simplen, aber eindrucksvollen Effekt, hat mich total begeistert. Die gesamte Story ist stimmig und es gibt keine größeren Logiklücken. Insgesamt sehr schön erzählt und umgesetzt. Ein weiterer Aspekt, den ich hervorheben möchte ist, dass es wirklich um das Erleben einer Geschichte geht. Oft ist es so, dass es zwar eine Story in Horrorerlebnissen gibt, diese aber im Verhältnis zur Atmosphäre, dem Sound und den Jumpscare in den Hintergrund rückt. Das ist bei Stigmata nicht der Fall und das hat mir so gut gefallen.
Betreiber & Gamemaster
Wie so oft in Athen haben wir uns Zeit genommen, mit den Betreibern oder zumindest den Schauspielern und Gamemastern zu unterhalten. Der Gamemaster hat sich viel Zeit für uns genommen. Wir sind viele Stellen des Spiels noch einmal durchgegangen und haben über die gesamte Escaperoomszene in Athen gesprochen. Ein rundes Ende des Tages und wir hatten nach dem Spiel noch viel Spaß. Was sehr interessant ist, dass in Athen die „bösen“ bzw. unheimlichen Darsteller eigentlich nie aus ihrer Rolle schlüpfen – auch nicht nach dem Spiel. Ich bin dabei ambivalent, da ich einen Immersionsbruch nach dem Spiel gut finde, aber durchaus verstehen kann, dass sie nicht alle „Geheimnisse“ lüften wollen.
Für wen das Erlebnis geeignet ist
Stigmata ist der Prototyp eines total spaßigen, aber sehr angsteinflößendem Horrorraums. Es gibt geringen Kontakt mit Schauspielern, wie es aber üblich ist bei Horrorerlebnissen in Griechenland. Muss man an ein paar Stellen ein wenig kriechen oder klettern, aber die physischen Anforderungen sind im Rahmen. Es wird Isolationsmomente geben, denen man sich nicht entziehen kann. Wie bei den meisten Horrorräumen wird die Intensität umso höher, umso weniger Spieler dabei sind. Ich würde den Raum für 4 Spieler empfehlen, insbesondere bezogen auf den Start.
Wie der Name des Raums schon zeigt, handelt es sich um ein religiöses Thema. Man sollte kein Problem damit haben. Ansonsten gibt es aus meiner Sicht keine größeren Besonderheiten oder Trigger, auf die man hinweisen müsste. Es handelt sich um Horror mit sehr hohem Scarefaktor, das sollte einem bewusst sein.
Fakten
Fazit und Empfehlung
Wie man den vorherigen Abschnitte entnehmen kann, handelt es sich bei Stigmata um eines meiner Lieblingsspiele. Es gibt wenig immersive Abenteuer, die von vorne bis hinten so stimmig sind wie dieses. Es gibt kaum etwas, was nicht perfekt abgestimmt war. Stigmata gehört zu den Must-Play Erlebnissen und aus meiner Sicht zu den Topräumen der Welt. Viel besser kann man es nicht machen.
