Review: Lethal Decision

Published On: 27. Juni 2024Von Schlagwörter: , , Kategorien: Athen, Review0 Kommentare on Review: Lethal Decision
Lethal Decision

Dieses Erlebnis wird anders werden als alle Escaperäume vorher. Das war uns von Anfang an bewusst. Was uns genau erwarten würde, dass wussten wir bis dahin nicht. Und im Nachhinein war das gut so. Denn das hat auch zu dem tollen Erlebnis beigetragen, welches wir dann erleben durften.

Über Lethal Decision von Escape Clue Athens gibt es so einige Legenden und Gerüchte. Wir haben von blauen Flecken, zerrissenen Klamotten und vielem mehr gehört. Dementsprechend hoch war unsere Anspannung, als wir uns vor der Eingangstür befanden.

Erster Eindruck

Wie fast immer bei immersiven Abenteuern in Athen, gibt es auch hier keine Lobby. Wir wurden story-gerecht empfangen und die Atmosphäre zeigte uns deutlich, was uns die nächsten zwei Stunden erwarten würde. Wir konnten auf Toilette, auch wenn der Weg nicht immer mühelos war. In Summe passte der gesamte Start sehr gut zum späteren Erlebnis. Statt einer Begrüßung durch einen Gamemaster, wurden wir in Rolle begrüßt.

Hier ein kleiner Hinweis: wer Probleme mit anstößiger oder obszöner Sprache hat, sollte sich überlegen, ob der Raum der Richtige für einen ist. Insgesamt trug die Atmosphäre und die Begrüßung dazu bei, dass unsere Anspannung weiterwuchs, falls das überhaupt möglich war.

Was dann folgte, waren die intensivsten 20 Minuten, die ich jemals in einem Escaperoom erlebt habe. Lethal Decision bringt einen hier an die eigenen psychischen Grenzen. Ein psychologisches Meisterwerk, welches man nicht so schnell vergisst. Nicht ohne Grund hat man uns nach dem Erlebnis erzählt, dass viele Spieler das hier schon abbrechen wollen.

An dieser Stelle möchte ich noch einen deutlichen Hinweis geben: Trotz aller Intensität und der Angst, die viele empfinden werden, wird niemanden etwas passieren. Keinem wird physische Gewalt angetan. Falls jemand von Verletzungen berichtet, dann auf Grund von blöden Unfällen. Die Schauspieler sind absolute Profis und wissen, wie sie einen „kriegen“ können.

Setting, Atmosphäre und Immersion

Wer eine hoch qualitative Kulisse erwartet, der wird leider enttäuscht werden. Aber dafür wird man Lethal Decision nicht besuchen. Das ganze Setting ist eher spärlich und abgenutzt. Dies macht die Atmosphäre aber gerade auch realistisch, schließlich befindet man sich in einem alten, lange verlassenen Haus. Durch das – bis auf einen Raum, der uns nicht so gefallen hat – passende Setting und die Leistung der Schauspieler gelangt eine fast perfekte Immersion. Man steht so unter Stress, dass man teilweise vergisst, dass es sich nur um ein Spiel handelt.

Scarefaktor und Intensität

Bei einem solchen Erlebnis ist es schwer den Scarefaktor zu bestimmen. Wenn man nur messen würde, wie viel Angst der durchschnittliche Spieler während des Spiels hat, dann geht kein Weg am höchsten Scarefaktor vorbei. Wie man hier nachlesen kann, definiere ich den Scarefakor allerdings nicht nur am Grad der Angst. Aus diesem Grund würde ich hier zwar sagen, dass ein hoher Scarefaktor vorliegt, aber Lethal Decision zum Großteil auf Jumpscares verzichtet und keine gruselige oder unheimliche Atmosphäre schafft. Aus diesem Grund sehe ich den reinen Scarefaktor bei 80%.

Zur Intensität habe ich vorher schon genug gesagt. Eindeutig die höchste Intensität, die ich bisher erlebt habe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass viel mehr möglich ist, ohne Grenzen zu überschreiten oder genug Spieler zu haben.

Scarefaktor
Intensität

Schauspiel

Die größte Stärke von Lethal Decision ist eindeutig der Einsatz der Schauspieler. Es handelt sich nicht nur um einen Schauspieler. Wie viele genau und in welchen Rollen, werde ich an dieser Stelle nicht verraten. Jeder von ihnen hat seine Figur perfekt gespielt und dazu beigetragen, dass dieses Erlebnis zu etwas Besonderem wurde. Es gab einige Interaktionen mit Schauspielern, die in unserer Gruppe emotional diskutiert wurden. Das zeigt schon, wie glaubwürdig das ganze Setting zum Spielen beträgt. Insgesamt waren es von der ersten Minute bis zum Finale herausragende Leistungen.

Rätsel

Wie immer beim Großteil der Horror-Abenteuer, sind die Rätsel etwas leichter als in Räumen, die eine nicht so hohe Intensität aufweisen. Trotzdem fanden wir das Niveau der Rätsel bei Lethal Decision hoch. Ich kann mir vorstellen, dass es insbesondere ausländische Gruppen gibt, die auf Grund des Scarefaktors und der Intensität an der ein oder anderen Stellen nicht weiterwissen. Uns ging es bei einem Schieberätsel auch so, aber hier konnte uns schnell geholfen werden. Insgesamt gibt es einige kreative Rätsel und alle passen sich dem Spielfluss an. Zusammenfassend waren die Rätsel in Ordnung für die Art des Raums.

Story

Es gibt eine Hintergrundgeschichte, die in Lethal Decision 2 dann eine größere Rolle spielt und aufgegriffen wird. Interessanterweise existieren einige Easter Eggs, die man erst bei Lethal Decision 2 versteht. Die Geschichte an sich spielt aber im ersten Teil kaum eine Rolle. Durch die Ausschüttung von Adrenalin und der permanenten Anspannung geht es nur um das „überleben“. Ich habe der ganzen Story wenig Beachtung geschenkt und kann mir vorstellen, dass es fast allen anderen Spielern so geht.

Betreiber & Gamemaster

Wir hatten nach unserem Erlebnis Zeit, mit den Spielleitern und Betreibern zu reden und Szenen durchzusprechen. Das hat uns noch einmal bestätigt, wie professionell und psychologisch geschickt hier gearbeitet wird. Alle haben sich viel Zeit für uns genommen und auch während des Spiels auf die Spielweise und Besonderheiten unserer Gruppe eingegangen. Insgesamt kann man es aus meiner Sicht nicht viel besser machen.

Für wen das Erlebnis geeignet ist

Bei Lethal Decision handelt es sich um einen sehr physischen Raum. Dabei meine ich weniger den physischen Kontakt durch Schauspieler, der auch vorhanden ist, sondern vielmehr die eigene physische Anstrengung. Das Erlebnis ist dementsprechend nicht barrierefrei und sollte nicht von Menschen gespielt werden, die sich bewegen können. Denn genau das ist immer wieder gefordert: Bewegung. Man muss nicht viel kriechen oder klettern, aber unheimlich viel weglaufen.

Wie vorher schon gesagt, ist die Sprache hart und durchaus obszön, was einem bewusst sein sollte. Wer daran Spaß findet, kann aber hier selbst ein wenig die Sau rauszulassen. Die englische Übersetzung war sehr gut und wir hatten nie Probleme etwas zu verstehen. Bei einem Rätsel hat die Übersetzung leider gefehlt, aber es hat dem Spielfluss nicht geschadet, da wir direkt Hilfe bekamen, die zur Story passte.

Teamplay ist auf jeden Fall gefordert. Ihr steckt gemeinsam in dieser Situation und solltet auch versuchen diese gemeinsam zu bewältigen. Ich würde empfehlen, den Raum mit 3 bis 4 Spielern zu spielen. Es ist zwar möglich den mit bis zu 6 Personen zu spielen, aber ihr könntet euch dann öfter im Weg stehen. Plant auf jeden Fall eine Pause nach dem Erlebnis ein, ihr werdet diese sicher brauchen.

Fakten

  • Agriniou 2, Peristeri, 12135

  • Run & Hide Horror

  • 120 Minuten

  • 3 – 6 Spieler

  • 19 – 30 Euro pro Person

  • Mit Schauspieler(n)

  • Physisches Erlebnis

Fazit und Empfehlung

Lethal Decision ist anders als andere Erlebnisse. Unsere Anspannung vor Beginn war definitiv gerechtfertigt. Herausstehend sind die intelligente Spielführung, der Aufbau von Spannung und die Intensität. Trotz allen Gerüchten kann der Raum nicht nur uneingeschränkt empfohlen werden, sondern gehört für mich zu den wirklich großartigen Erlebnissen in Athen.

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