Review: Manifesto

Wie so oft wussten wir über den Raum Manifesto von Dark Vision Project nicht sehr viel. Da aber unsere andere Gruppe den Raum genau vor uns gespielt hat, haben wir zumindest erfahren, dass sie sehr begeistert gewesen sind und das ein ganz tolles Erlebnis sein soll. Dementsprechend haben wir uns sehr auf den Raum gefreut und waren sehr gespannt, was uns denn so erwarten wird. Und erwartet ein Meisterwerk an Schauspielkunst und wir fühlten uns wie im Theater.
Erster Eindruck
Wir wussten wie gesagt überhaupt nicht, was uns erwarten würde. Umso irritierter waren wir als uns direkt am Anfang ein sehr verrückter Schauspieler empfang und selbst den obligatorischen Gang zur Toilette zu einem Erlebnis machte. Nach einem kleinen Vorgeplänkel ging es dann direkt zur Zeitmaschine und ab ins Abenteuer. Insgesamt waren die ersten Minuten seltsam, aber auch erst einmal nichts besonderes. Der eigentliche Start des Abenteuers nach dem Aussteigen aus der Zeitmaschine war dann schon außergewöhnlicher. Hier durften wir direkt die Story von Manifesto eintauchen und Zeuge des ersten wundervollen Schauspiels werden. Insgesamt war der erste Eindruck somit durchwachsen, aber keinesfalls schlecht.
Setting, Atmosphäre und Immersion
Bei der Beurteilung von Setting und Qualität muss man sehr stark zwischen der Atmosphäre und der Qualität des Settings unterscheiden. Die Atmosphäre ist sehr stimmig und alles – von Sound über Licht – trägt dazu bei, dass man sich sehr auf die Story einlassen kann. Leider ist die Qualität des Settings von Manifesto eine der Schwachstellen. Wir konnte das ein oder andere Mal deutlich erkennen, dass es sich noch um die hochwertigste Kulisse handelt. Auch haben wir die Schauspieler ab und zu sehen können, da die Kulisse nicht optimal auf das Auftauchen abgestimmt war. Zusammenfassend finde ich das ganze Setting von Manifesto in Ordnung, aber auch nicht mehr. Wer ein Setting a la Chapel & Catacombs erwartet, wird hier enttäuscht.
Scarefaktor und Intensität
Es handelt sich defintiv um ein Erlebnis im Horrorgenre. Das ganze Setting und auch die Story sind sehrt düster. Es gibt den ein oder anderen Jumpscare, aber trotzdem bleibt der Scarefaktor im Mittelfeld. Bei Manifesto handelt es sich um einen moderaten Horrorraum, der auch für Spieler geeignet ist, die noch keine große Erfahrung mit den Horrorerlebnissen in Athen haben.
Die Intensität ist auch nicht sonderlich hoch, da man sehr oft eher passiv zuschaut, anstatt Teil des Ganzen zu sein. Die Intensität der Story nimmt zum Ende stark zu, aber es ist eher mit einem Theaterstück oder Film zu vergleichen. Wir waren nie so unter Stress, dass wir der Story nicht folgen hätten können.
Schauspiel
Ohne übertreiben zu wollen: Manifesto bietet eine wundervolle und überragende schauspielerische Leistung. Hier merkt man, dass Profis am Werk sind. Es fühlt sich an wie ein Theaterstück und auch dadurch, dass das Schauspiel so auf den Punkt gebracht ist. Der Raum lebt von den Schauspielern und die Schauspieler leben diesen Raum. Ich möchte an dieser Stelle gar nicht mehr dazu sagen, außer, dass es wirklich ein tolles Erlebnis war.
Rätsel
Wie bei vielen Erlebnissen, die ihren Fokus auf Horror, Story oder Schauspiel setzen, stehen auch hier die Rätsel nicht im Vordergrund. Somit können alle Rätsel und Aufgaben leicht erledigt werden und man braucht selten Unterstützung. Dies ist aber kein negatives Aspekt, sondern für diese Erlebnis genau passend. Manifesto gelingt es, dass sich die Aufgaben gut in die Story einfügen und man durch das Erledigen immer mehr erfährt und weiter voran schreitet. So sollte es sein bei einem wirklichen Erlebnis. Rätselfreunde werden vielleicht ein wenig enttäuscht sein, aber insgesamt war alles sehr stimmig und passte sehr gut ins das ganze Konzept des Raums.
Story
Neben dem Schauspiel ist die Story die herausragende Stärke von Manifesto. Hier stehen keine Jumpscare, kein Gruseln und auch keine Rätsel im Vordergrund. Sondern viel mehr eine durchdachte, komplexe Story, die die Spieler erst nach und nach verstehen. Diese wird perfekt durch verschiedene Arten der Kommunikation fortgeführt, natürlich primär durch Schauspieleinlagen. Die Story mündet dann in einem grandiosen Finale, welche nicht nur eine herausragende Schauspielleistung bietet, sondern auch eine sehr schöne Auflösung der Story mit gelungenem Twist. Herzlichen Glückwunsch an Manifesto für eine der besten Stories, die ich in Escaperooms erleben durfte.
Betreiber & Gamemaster
Wir konnte uns diesmal leider nicht so viel Zeit nehmen, wir wir uns gerne genommen hätten. Es gab eigentlich so viel zu besprechen. Aber eines konnte wir feststellen: Die Spielleiter, Schauspieler und Betreiber stehen voll hinter ihrem Raum. Und Manifesto lebt durch Menschen, die mit Herz dabei sind und das Ganze mit Leben erfüllen. Ich finde es immer sehr schön, wenn man nicht nur Geschäftsleute vor sich hat, sondern Menschen, die dafür brennen, was sie machen. Und das war hier auf jeden Fall so.
Für wen das Erlebnis geeignet ist
Manifesto ist für mich ein Erlebnis was fast für alle Spieler geeignet ist. Es ist zwar dem Horrorgenre zuzuordnen, kann aber durchaus auch von Horrorneulingen gespielt werden, da es nicht zu viele Jumpscares gibt und keinerlei Isolationsmomente. Wer Teil einer Geschichte sein und diese hautnah erleben möchte, ist hier genau richtig. Es gibt viele Szenen, die man eher passiv erlebt. Somit sollte man sich auch die Zeit nehmen in die Story abzutauchen, denn nur dann kann man die Stärke von Manifesto wirklich erleben.
Wir haben den Raum zu dritt gespielt und es war eine sehr gut Gruppengröße. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Raum auch zu zweit spielbar ist und auch mit einer Person mehr. Von mehr als fünf Spielern würde ich abraten, da man die Gefahr läuft, nicht alles von der Story mitzuerleben und auch Theaterszenen verpassen könnte.
Physische Anforderungen gibt es recht geringe. Es gibt keine großartigen Kriech- & Klettermomente. Auch beschränkt sich das Weglaufen auf kurze Abschnitte. Einzig die Zeitmaschine am Anfang kann Probleme machen, wenn man nicht schwindelfrei ist, wie auch wir zum Teil in unser Gruppe. Hier kann man den Betreibern aber einfach Bescheid geben, dann wird darauf Rücksicht genommen.
Fakten
Fazit und Empfehlung
Manifesto von Dark Vision Projekt ist ein wirklich sehr guter Raum, der stark story- und schauspielfokussiert ist. Es handelt sich um eine der positiven Überraschungen auf unserm ersten Athen-Trip. Insgesamt würde ich Manifesto als großartiges Erlebnis beschreiben. Als Must-Play Erlebnis allerdings noch nicht, da mir hierfür die Kulisse und das Setting zu schwach waren. Falls man allerdings den Fokus auf Schauspiel und Story legt, sollte man diesen Raum auf jeden Fall spielen, hier gibt es kaum bessere.
