Review: Zoe

Vor dem letzten Trip nach Athen wusste ich über Zoe von XII Divisions relativ wenig. Ich kannte das Teaserbild und die kurze Beschreibung. Was uns genau erwarten würde, wusste ich nicht. Aber uns wurde vorher schon von anderen Gruppen mitgeteilt, dass es sich zwar um ein Horrorerlebnis handelt, aber das Schauspiel und das Storytelling im Vordergrund stehen. Voller Vorfreude und Spannung ging es dann also los.
Erster Eindruck
Der erste Eindruck bei Zoe war total unspektakulär gelungen. Wir wurden weder von einem Schauspieler noch von einem Gamemaster empfangen und auch sonst erinnerte das Ganze weder an ein typisches Horrorszenario noch an große Action. Ich glaube, ich habe noch nie so einen entspannten und ruhigen Start in einem Erlebnis in Athen gehabt. Und es passte einfach total zur Story, zum Setting und zur ganzen Atmosphäre. Es war alles unheimlich immersiv und stimmig und wir wurden nach und nach in die Story eingeführt. Ein richtig toller Start, der zu den Besten gehört, die ich kenne. Auch, wenn dieser wirklich total unspektakulär daherkam. Aber zusammenfassend würde es passender einfach nicht gehen.
Setting, Atmosphäre und Immersion
Die ganze Kulisse ist von vorne bis hinten immersiv. Was mich sehr bei Zoe beeindruckt hat, ist die Vielfalt von verschiedenen Settings. So durchlebt man unterschiedliche Stadien der Geschichte an sehr unterschiedlichen Orten, die trotzdem irgendwie wieder zusammenhängen. Es gab natürlich auch dunkle, neblige Passagen, aber alles in allem war die Kulisse durchaus Teil der Story, ganz im Gegenteil von einigen puren Horrorräumen. Am besten hat mir der Übergang relativ am Ende des Spiels gefallen, bei dem es dann auch zum „Kontakt“ mit Zoe kam. Insgesamt einer meiner Lieblingsmomente auf dem ganzen Athen-Trip, aber auch hier hat die Kulisse sehr viel dazu beigetragen. Um perfekt zu sein, fehlten einzig noch Gerüche. Aber ansonsten war es nahe perfekt.
Scarefaktor und Intensität
Der Scarefaktor bei Zoe ist nicht ganz so hoch wie bei vielen anderen Erlebnissen in Athen. Das liegt aber auch daran, dass der Fokus des Raums nicht die Jumpscares oder das Erzeugen von Angst ist. Vielmehr steht das Storytelling im Vordergrund. Natürlich handelt es sich um kein Kindermärchen, sondern um eine unheimlich Geschichte voller Schrecken, aber dennoch würde ich den Scarefaktor hier eher im Mittelfeld ansiedeln – zumindest für das Niveau in Athen.
Die Intensität nimmt mit der Zeit zu, sinkt dann aber auch immer wieder mal ab. Es gibt Phasen, die durchaus Druck und Intensität aufbauen, insgesamt ist es aber ein eher ruhiges Storytelling für ein Horrorerlebnis. Die Intensität liegt auch hier im Mittelfeld, für einen Horrorraum sogar eher niedrig.
Schauspiel
Einer der Hauptaspekte, warum wir so viel Spaß bei Zoe hatten und warum dieser Raum auch so großartig ist, ist das perfekte Schauspiel auf den Punkt. Wir durften auf unserer Reise durch die Geschichte verschiedene Charaktere kennenlernen, die alle sehr unterschiedliche Aufgaben hatten. All diese Charaktere wurden mit sehr viel Liebe zum Detail dargestellt und nur so konnte die Geschichte auch so gut erzählt werden. Nicht nur bei Zoe, sondern auch bei vielen anderen Räumen auf diesem Athen-Trip, wurde mir wieder einmal klar, was mir leider so oft in Deutschland oder auch den Niederlanden fehlt. Emotionen können viel besser durch den Einsatz von Schauspielern erzeugt werden, insbesondere, wenn es so viele direkte Interaktionen wie bei Zoe gibt. Die letzte Phase des Erlebnisses gehört auch wegen dem Schauspiel zu einer meiner absoluten Lieblingssequenzen und Abschnitte in Escaperäumen überhaupt.
Rätsel
Insgesamt gab es bei Zoe nicht die schwierigsten Rätsel, aber es gab durchaus das ein oder andere Interessante. Natürlich kann man jetzt schnell argumentieren, dass es viele Räume gibt, mit durchaus anspruchsvolleren oder spannenderen Rätseln. Aber ich möchte hier deutlich machen, dass nicht nur die Kreativität, das Schwierigkeitslevel oder ähnliches bei mir zählen, sondern insbesondere auch, ob die Rätsel in den Spielfluß passen und, ob sie einen in der Story weiterbringen. Und das war fast immer hier der Fall. Die Aufgaben machten zwar nicht immer Sinn, aber der Inhalt der Rätsel führte uns weiter zum eigentlichen Kern der Geschichte. Somit auch hier fast alles richtig gemacht.
Story
Hier kann ich sehr wenig sagen, außer, dass die Story bei Zoe wirklich beeindruckend und auch dramatisch war. Insgesamt sind wir der Geschichte jede Minute ein Stück näher gekommen und haben immer mehr Aspekte kennengelernt. Es ist eine der schaurigsten, aber auch schönsten Geschichte, die ich bisher in einem Escaperoom erleben durfte. Ähnlich wie zum Beispiel auch bei Mollys Game. Und was einen richtig umgehauen hat, war das grandiose Finale. Wir durften in Athen diesmal einige wirklich tolle Schlussszenen erleben und die bei Zoe gehört bestimmt zu den besten. Hier merkt man, dass es sich viel mehr um ein Drama mit Horrorelementen handelt als um ein klassisches Horrorerlebnis.
Betreiber & Gamemaster
Uns wurde während des Spiels auf sehr interessante Art und Weise immer wieder geholfen, so, dass wir nie das Gefühl hatten, dass man uns komplett allein lässt. Und auch nach dem Spiel haben sich die Gamemaster und Schauspieler sehr viel Zeit für uns genommen und wir konnten noch über die ein oder andere Szene sprechen. Insgesamt passte das ganze Auftreten zu einem wirklich tollen Erlebnis. So wie man es sich jedes Mal wünscht.
Für wen das Erlebnis geeignet ist
Auch wenn ich jetzt mein Fazit etwas vorwegnehme: Dieser Raum ist nahezu für jeden geeignet und sollte auch von jedem gespielt werden. Wie vorher schon gesagt, handelt es sich bei Zoe nicht um einen sehr intensiven oder übertrieben angsteinflößenden Raum. Es gibt viele eher ruhigere Phasen und ab und zu Schreckmomente. Insgesamt kann der Raum auch gut von (Athen-)Horroranfängern gespielt werden, da hier die Story klar im Vordergrund steht.
Was wichtig ist, ist, dass man sich auf die Story und auch die Interaktionen mit den Schauspielern einlässt. Denn genau hiervon lebt dieses Erlebnis. Man durchlebt ein Drama voller verschiedener Emotionen und wenn man zu rational und zu distanziert an die Sache rangeht, verpasst man wohlmöglich sehr schöne Momente.
Es gibt keinen physischen Kontakt und auch die sonstigen physischen Voraussetzungen halten sich in Grenzen. Hier muss weder gekrochen noch geklettert werden und auch die Angsthasen unter uns, müssen nichts allein erledigen. Auch hier steht ganz klar das Erlebnis und die Geschichte im Vordergrund, nicht die eigenen Fähigkeiten.
Ich kann den Raum für alle Gruppengrößen empfehlen. Natürlich läuft man Gefahr bei größeren Gruppen Teile der Story zu verpassen, aber das es ein eher ruhiger Raum ist, hat man es auch selbst in der Hand, indem man immer brav auf alle wartet.
Fakten
Fazit und Empfehlung
Zoe ist für mich einer der Höhepunkte während unseres Athen-Trips gewesen. Er gehört inzwischen zu meinen absoluten Lieblingsräumen und ich finde er hat etwas von der Atmosphäre und Geschichte von Mollys Game, allerdings mit ein wenig mehr Gruselfaktor und natürlich den tollen Schauspielern. Und Mollys Game ist immerhin einer der Topräume der Welt. Und genau hier gehört Zoe aus meiner Sicht auch hin. Ein Must-Play Erlebnis ohne Frage.
